Jôf di Montasio (2753m) Via di Dogna
Sonntag, 16. Juli 2017
Von wo man ihn auch anschauen mag, man wird keine Stelle finden, die es mit irgend einer Gruppierung vermöchte, ihn ins Mittelmäßige oder Unscheinbare zurückzudrängen oder in Gestalt und kraftvoller Wirkung herabzudrücken, wie dies bei anderen Bergen oft der Fall ist. Er liebt es und vermag es, die Berge seiner Umgebung zur Seite zu schieben und sich vom Fuß der Täler bis zu seinem Scheitel in imponierenden relativen Höhen von 1700 bis 2200 m zu zeigen. Sein riesiger Grat schwebt immer in sieghafter Höhe.
Und wo er erscheint, da blickt man in keine Karte: er ist es, kein Zweifel ist möglich, es ist der Montasch!
Julius Kugy, Aus dem Leben eines Bergsteigers
Wer von der Autobahn aus zwischen Pontebba und Chiusaforte einmal einen Blick ins Dogna Tal erhascht hat, der wird die wilde Westseite vom Montasch so schnell nicht vergessen. Mitten durch die von tiefen Schluchten und Türmen zerrissenen Wand führt der Dogna Weg (Via di Dogna), der einem immer wieder das Gefühl gibt, dem Geist der Pioniere zu begegnen. Aber das ist schon eine Weile her, die Erstbegehung fand bereits 1882 statt. Was die sieben damals dazu getrieben haben muss um mitten in die Schlucht des Rio Montasio zu laufen, ist nur schwer nachvollziehbar. Von der Forca Disteis schaut diese Schlucht mit dem klingenden Namen Clapadorie mehr als schauerlich aus.
Aber nicht nur der Anblick der Westflanke motiviert zu Besteigung der Via di Dogna, es gibt durchaus noch viel primitivere und vulärere Gründe. Wer sich einmal die Karte genauer angeschaut hat, dem wird das „Ric. Muschi“ mitten im Nirgendwo aufgefallen sein. Was soll denn das jetzt schon wieder sein, die Freudenhäuser sind doch in Kärnten und nicht im Friaul! Die Gründe waren also vielfältig, wir wollten schauen gehen. Entgegen dem ersten Eindruck halten die Schwierigkeiten sich in Grenzen. Bis zum Ricovero Muschi geht es durch die Schlucht der Clapadorie ohne zu steile Anstiege hinauf. Dafür ist die Szenerie gewaltig, überall Wände, Schluchten und Türme. Es wartet etwas Kraxelei, zweimal im zweiten Grad, am Pass Cjatif hängen noch wenig vertrauenswürdige Stahlseile. Der Weg ist aber mit (blassen) roten Punkten und Steinmännern gut markiert und das Ricovero Muschi lässt sich gut finden.
Das Biwak entpuppt sich dann als vollkommen unzweideutig Ric. (Edvige) Muschi-Zuani und schaut mehr als nur etwas rustikal aus. Dafür erzählt das Biwakbuch eine eindrückliche Geschichte: Ausgelegt 1996 und bisher noch nicht mal halb voll. Laut Buch verirren sich etwa 5 Gruppen im Jahr in die Grotte des Edvige Muschi. Ab dem Biwak beginnt die Rampe und damit die eigentliche Kletterei in der via di Dogna. Die ersten Meter im dritten Grad, danach Wegfindung je nach Lust und Laune und es geht im zweiten Grad bis auf das große Band „Belvedere“. Für die schöne Aussicht laufen wir bis auf den famosen Balkon ganz links und lassen die Szenerie auf uns wirken. Wo man jetzt die Schlusswand am besten angeht, war uns nicht ganz klar. Im rechten Drittel des Bandes erspähten wir einen Einstiegshaken auf Augenhöhe und den nahmen wir mal als Wegweiser her. Nochmals heisst es zupacken, der Riss ist dann wirklich ein 3er, danach geht’s recht senkrecht nochmal 20 Meter weiter und man steht wieder auf einem Balkon. Das letzte Wändchen bietet wiederum feinen Fels und führt uns schnell in den großen Kesser unter dem Amalia Weg. Unschwierig und steil erreichen wir diesen und laufen flott zum Suringarbiwak hinüber. Auf den Gipfel über den Findenegg Weg verzichten wir heute, lieber machen wir noch etwas Pause und auch der Abstieg über den Amalia Steig wird nicht ganz schnell von statten gehen.
Und so war es dann auch, auf der Nordseite des Montasch gehts hinunter und ganz unten warten nochmals 200hm gut versicherter Klettersteig auf uns.
Aber auch das geht vorbei, der kurze Gegenanstieg zur Foran de la Grave fliegt uns in der tiefen Abendsonne fast zu und irgendwann sind wir dann zufrieden und müde am Auto. Die Pizza konnte dann gar nicht schnell genug kommen! Die Via di Dogna ist für mich eines der absoluten Highlights in den Julischen. Die Linie eindrücklich, ein Ausflug in die totale Abgeschiedenheit und Wildnis. Der Felsen ist ab dem Biwak wirklich gut, brüchiges haben wir nicht gesehen. Wer sich im dritten Grad wohl fühlt, der wird hier seinen Spass haben.
Wenn man den Gipfel mitnehmen möchte, würde ich doch empfehlen ein zweites Auto auf der Pecol-Alm oder Sella Nevea stehen zu haben. Nach der ganzen Tour den Findenegg Weg mit seinem ganzen Schotter und dann noch den Amalia Steig abzusteigen, dürfte dann doch eine ganz zähe Angelegenheit werden. Markierungen sind aussreichend in Form von Steinmännchen und roten Punkten bis in das erste Drittel der Rampe vorhanden. Falls es doch einmal einen Wiederholer gibt, eine rote Spraydose wäre ganz fein zum Mitnehmen, manche Punkte könnten mal wieder einen zweiten Anstrich gebrauchen.
Beschreibung
Parken auf 1000m bei der kleinen „Kapelle“ mehr Säule für Zacchi. Den Forstweg hinunter und etwas folgen, an der Abzweigung nach links in den Wald sind Reflektoren und sie ist kaum zu übersehen. Jetzt folgend dem schwarz gestrichelten bzw. gepunkteten Weg auf der Tabacco Karte, das Val Rotta queren und in das Tal des Rio di Montasio hinein. Markierungen in Form von roten Punkten und Steinmännchen aussreichend vorhanden.
Weit über dem Fluss geht es hinein, irgendwann kommt eine kurze Felsrippe zum rauf klettern und kurz danach der Pas Cjatif wo eine Felsstufe recht ausgesetzt überwunden wird. Alte Stahlseile hängen da noch, nicht festhalten! Man geht weiter ins Tal hinein, es wird felsiger. Irgendwann darf man nicht verpassen, dass es nach links eine Art Rampe hoch. Gradeaus geht ein Gamsteig weiter, der richtige Weg macht einen ansteigenden Bogen und führt dann am linken Rand des markanenten, dreieckigen Latschenfelds hinauf bis das Biwak erreicht ist. Die Richtungswechsel ergibt sich aber recht offensichtlich, auch Markierungen sind vorhanden. Ab dem Biwak beginnt nun die eigentliche Kletterei in der Rampe.
Die Rampe gewinnt man entweder an unserer Stelle oder scheinbar auch ganz im Eck rechts. Auf jeden Fall im festen Fels eine Dreier Stelle. Danach finden sich noch ein paar rote Punkte am rechten Rand der Rampe und dann wars das mit der Markierung. Eher im rechten Drittel aufsteigen im 2er Gelände, fester Fels bis aufs Belvedere, ein breites großes Band, nicht zu verfehlen.
Hier findet sich in der rechten Hälfte ein roter Haken und hier sind wir weiter. Auf keinen Fall die Felsstufe ganz links außen gewinnen, man kommt auf einem Turm raus von dem es wohl nur sehr ungemütlich wieder runter geht. Nochmals etwas im Dritten Grad und dann leichter bis auf ein weiteres Band. Jetzt zunächst unter der Wand nach links oben gehen bis an den linken Rand, dann hinauf, hier haben wir sogar einen gebohrten Stand gefunden. Im zweiten Grad gehts bis in den großen Kessel, und hier je nach belieben bis zum Amalia Weg.
Insgesamt ca 300m zum Klettern, immer wieder III, sonst II.