Zuc dal Bôr

Der „Schmiernippel“ in den Karnischen Alpen

Zuc dal Bôr (2195m)

Donnerstag, 26. Oktober 2017

Einer der einsamsten, markanten Gipfel in den Karnischen Alpen ist der Zuc dal Bor (Ciuc dal Boor) – und das nicht ohne Grund: Durch die rund 30 Meter Alpinkletterei im oberen dritten Schwierigkeitsgrad für Wanderer unerreichbar und für Kletterer wegen des stundenlangen Zustiegs für eine Seillänge uninteressant.

Für uns hat sich das Mitschleppen der vollen Kletterausrüstung jedoch gelohnt! Die Landschaft im Albatal ist Genuss, die Aussicht vom Gipfel umfassend und die kurze, anregende die Kletterei samt Abseilen kann wohl als das Tüpfelchen auf dem i bezeichnet werden.

  • Tourentyp: Alpintour
  • Anforderungen: Zustieg Stellen II°, 1 Seillänge (30m) III+°
  • Ausgangspunkt: Parkplatz im Albatal (Riu de le Smesse, 1040m)

Wir haben uns für die große Runde über den Monte Crostis entschieden und starten vom Parkplatz am CAI 428a für wenige hundert Meter, um dann auf den CAI 450 in Richtung „Forcella Vidus“ abzuzweigen. Der Weg schlängelt sich in einigem Auf und Ab wundervoll durch den Buchwald und Latschen. In der Forcella Vidus stoßen wir auf die Alta Via CAI Moggio und überschreiten den Monte Crostis (1894m).

In der Forcella Fonderis (1800m) wenden wir uns nach Osten und folgen dem Weg CAI 425. Nach der Querung einiger beeindruckender Schluchten zweigt der durchaus anspruchsvolle Anstieg zum Zuc Dal Bôr links ab. Hier besteht auch die Möglichkeit links neben dem Weg direkt durch die Schlucht (Stellen bis II+° je nach Wegwahl) aufzusteigen.

Nach gut 400 Höhenmetern gelangt man direkt an die Südwand des Zuc dal Bôr, durch welche bis zu einem Felssturz ein Klettersteig geführt hat. Im ehemaligen Einstiegsbereich gibt es noch ein Wandbuch. Der nunmehr unversicherte Normalweg führt durch die Südwestwand. Dem markierten Weg wird noch einige Meter nach Westen gefolgt, bis man rechts in eine brüchige Schlucht abzweigt. Einigen Steinmännern folgend überklettern wir einen kurzen Absatz (II°) und einen gesicherten Aufschwung (III°, A0, exponiert) zum Einstieg.

Die Kletterei ist kurz, anregend und mit ausreichend Haken gut abgesichert. Wir haben ein 40 Meter Seil mit, welches für den Aufstieg vollkommen ausreicht. Wir steigen die Verschneidung ganz links für rund 15 Meter im festen Fels empor (III° bis III+°), folgen einem Band nach rechts für einige Meter (I°, loses Gestein) und steigen durch eine kleine Schlucht (II°) unschwierig bis zum Stand hoch. Nach einigen Metern im gerölligen Gehgelände erreichen wir den Gipfel mit einem wohl vom Blitzschlag zerstörten schmiedeeisernen Kreuz und einem Madonnenkopf.

Mit unserem 40 Meter Seil müssen wir die Wand auf 2x abseilen – hier würde ein 50 oder 60 Meter Seil vorteilhaft sein – da jedoch ein zweiter Abseilstand vorhanden ist bevorzuge ich die Gewichtsersparnis.

Wieder am Einstieg folgen wir nun der Alta Via CAI Moggio entlang eines Grates (Stellen bis II°) weiter nach Norden und steigen zum Bivacco G. Bianchi (1712m) ab. Von dort geht es entlang des CAI428/CAI428 zum Parkplatz.

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