Westliche Zinne (2973m) Demuthkante

Samstag, 4. September 2021

Der heurige Bergrettungsausflug führte uns in gewohnter Manier wieder in die Dolomiten. Die Routenwahl war rasch beschlossen, ein Klassiker im mittleren Schwierigkeitsbereich sollte es werden. Auf der Westlichen Zinne war ich bisher noch nicht und zog uns das Pendant zur Dibonakante – die Demutkante (IV-V, 6 Meter V+A0 bzw. VII) gleich in seinen Bann. In den Tagen vor der Tour und bei der Anfahrt kamen immer wieder Zweifel bezüglich Länge, Schwierigkeit und vor allem dem Wetter auf. Länge und Schwierigkeit waren nicht das Problem, es lief wie am Schnürchen und beim Wetter hatten wir Glück – erst am Parkplatz traf der vorhergesagte Regen (mit Hagel) ein.

Während der gesamten Tour begleitet uns die Nordwand der Großen Zinne. Schon bei Zustieg schauen wir hinauf – Wahnsinn! Rund 10 Meter weit von der Wand entfernt führt das Steiglein – die Wassertropfen fallen jedoch außerhalb von uns auf den Boden, so sehr hängt diese Wand über!

Aufstieg

Der Einstieg ist dann bald erreicht (ca. 1 Stunde vom Parkplatz), das Einstiegsband sieht wild aus ist aber harmlos. Auch der „heikle Quergang“ in der dritten Seillänge (V) löst sich gut auf. Rasch gewinnen wir an Höhe und verändert sich die Perspektive in die Nordwand der Großen Zinne mit jeder Seillänge.

Die Schlüsselseillänge, ein sechs Meter Überhang (V+A0 bzw. VII) erinnert an die Deye-Peters. Augen zu und durch, eine kurze Würgerei und oben sind wir. Ansprechende Seillängen führen schließlich in eine gelbe Nische. Hier beginnt mit der 12. die wohl schönste Seillänge dieser Tour. Im steilen und klassisch gelben Dolomitenfelsen geht es exponiert und höchst genussvoll empor. Das Ringband ist hier nicht mehr weit und auch die letzten Seillängen direkt auf der Kante stellen schließlich keine Hürde mehr dar. Nach sechs Stunden ist der Gipfel erreicht. Den ganzen Tag haben wir niemanden getroffen, ein Massenauflauf wie auf der Dibonakante ist hier glücklicherweise nicht zu erwarten, obwohl es mit Abstand die viel schönere Route ist.

Auch die Bedenken hinsichtlich der Absicherung waren unbegründet. An den heiklen Stellen treffen wir auf Haken – so wie Harry Wieser richtig gesagt hatte: „Die anderen haben ja schließlich auch Angst!“.

Abstieg

Der Abstieg entlang dem Normalweg über zahllose Abkletter- bzw. Abseilstellen (bis III/III+) und einem verwinkelten Wegverlauf erfordert noch einmal volle Konzentration. Nach gut 1,5 Stunden ist die Auronzohütte wieder erreicht und genießen wir unseren wohlverdienten Espresso samt erfrischenden Bier bei dem bereits erwähnten Hagelgewitter…

GPS Track

Gesamtstrecke: 6573 m
Maximale Höhe: 2946 m
Minimale Höhe: 2346 m
Gesamtanstieg: 619 m
Gesamtabstieg: -656 m

Galerie