Jôf di Montasio (2753m) Via della Clapadorie

Sonntag, 3. September 2023

Ein weiterer Beitrag aus der Kategorie „einsam und abenteuerlich“: Der Clapadorieweg in der Montasch Westwand. Die Route wurde 1929 von Basilisco und Wittine erstbegangen, die Zweitbegehung hat erst 1963 stattgefunden. Damals wie heute keine Modetour! Umso erstaunter waren wir, als der Hüttenwirt von der Brazzahütte die Tour nicht nur kannte, sondern auch schon einmal gegangen ist. Die Überraschung war aber auch bei ihm deutlich zu spüren – ob wir die Tour tatsächlich gegangen sind, ob es nicht doch der benachbarte Dognaweg war, wie wir auf dies Tour kommen und ob wir die Haken gefunden haben. Die Tour wird ja nur alle fünf bis zehn Jahre begangen und in der Zwischenzeit wächst ja wieder das Gras über die Haken…

Wie beim Dognaweg starten wir im Dognatal und haben zunächst einen rund dreistündigen Zustieg zur „Muschi“ Biwakhöhle vor uns. Die schöne Rampe lassen wir jedoch links liegen und steigen direkt rechts vom Biwak eine Schlucht hoch. Der Einstieg wartet hier gleich mit einer etwas kniffeligen Stelle (III) auf und gelangen wir nach kurzer, anregender Kletterei auf eine Wiese. Von hier aus können wir erstmals die markante Rampe des Clapadorieweges aus nächster Nähe einsehen.

Über die Wiese geht’s in die Schlucht, welche von senkrechten Felsen begrenzt wird. Wir befinden uns hier nun direkt unter dem Suringarbiwak und mahnen uns alte Seilestücke und Sicherungsstifte zur Vorsicht. Alles was 400 Meter über uns losgetreten wird landet unweigerlich in diesem eindruckvollen Kessel. Wir folgen der Schlucht bis es offensichtlich nicht mehr weitergeht und steigen dann links über eine steile Wand (IV) hoch. Hier trifft man auf einen wackeligen Haken, der zwar nicht mehr als Sicherungs- aber als Orientierungspunkt taugt.

Hinter uns präsentiert sich nun schon die steile Rampe, die aus dieser Perspektive mehr wie eine Wand wirkt. Über ein schmales Felsband direkt unter der Felswand können wir geschickt nach rechts zur queren und steigen in die Rampe ein. Recht steil, aber nicht zur steil steigen wir äußerst genussvoll im sehr guten Felsen (III, aber nie wirklich viel leichter) empor. Entlang der Rampe queren wir langsam von der linken auf die rechte Seite der Rampe. Mit zunehmender Höhe lässt die Felsqualität leicht nach und mischt sich immer mehr Gras zwischen die Felsen. Auf der äußerst rechten Begrenzung der Rampe erreichen wir eine Grasterasse, die als schöner Jausenplatz dient.

Von hier an wird das Gelände noch mal eine Spur steiler (III+). Nach rund 100 Metern stoßen wir auf eine Verschneidung. Diese äußerst brüchige Passage (ca. 20 Meter, IV) wird angeseilt überwunden um auf eine kleine Felsterasse zu gelangen. Hier folgt ein sehr exponierter Quergang nach rechts (2 Haken, ca. 15 Meter). Auf dem grasigen Band befindet sich der nächste Stand. Man überblickt den weiteren Wegverlauf (ganz oben der markante Kamin), der noch deutlich länger erscheint, als er tatsächlich ist.

Vom Stand steigen wir gerade hoch. In der italienischen Beschreibung von 2018 lesen wir an dieser Stelle von „Grasbüscheln, die sich gegen alle Prinzipien der Schwerkraft ans Leben klammern…“ Nun, diese exponierte Vegetationsquerung haben wir gesehen, und sie sieht wirklich fürchterlich aus! Die Italiener sind hier eindeutig zu früh nach rechts gequert. Es gilt noch ein paar Meter auf die Felsen hochzusteigen und dann (auch sehr exponiert aber im Fels) nach rechts zu queren. Ein alter, ja im Gras eingewachsener, Haken bestätigt unsere Routenwahl.

Die letzte Seillänge führt nun durch den grasigen Schluchtkamin und erreichen wir beim Ausstieg den tiefesten Punkt der Wiese des Großen Bandes. Nach gut zehn Minuten erricht man schließlich das Suringarbiwak.

Fazit: Eine absolut geniale Tour, aber definitiv nichts für schwache Nerven.

GPS Track

Gesamtstrecke: 10479 m
Maximale Höhe: 2485 m
Minimale Höhe: 1005 m
Gesamtanstieg: 1502 m
Gesamtabstieg: -943 m

Galerie