Wischberg Götterband
Samstag, 22. August 2020
So ziehen wir zwischen dem Ernst der Tiefen und dem hellen Jubel der Höhen frei und leicht, aller Sorgen enthoben, für die Spanne einiger glücklicher Stunden Göttern gleich, unsere leuchtende Straße durch die Glorie der Wände!
Das sind die Bänder der Julischen Alpen, von denen ich sagte, dass meine ganze Seele an ihnen hängt. Es vergeht kaum ein Tag, da ich nicht in Sehnsucht un Liebe ihrer gedenke.
Julius Kugy, Aus dem Leben eines Bergsteigers
Eine außergewöhnliche, abenteuerliche Bergfahrt bietet das Götterband am Wischberg. Dies ist ein nahezu durchgehendes Band auf ca. 2.200 Metern rund um den Wischberg und Gamsmutterzug. Es kann in drei Abschnitte gegliedert werden:
- Der südseitige Weg von der Kaltwasserscharte zur Mosesscharte, welcher recht unschwierig meist dem Verlauf des gesicherten Anita-Goitan Steig folgt;
- Der lange und überaus schwierige Teil von der Mosesscharte zur Nordostschlucht sowie
- Der hier beschriebene Abschnitt von der Nordostschlucht zur Kaltwasserscharte, wobei hier nur ein kurzer Teil unter der Innominata etwas exponierter ist.
Der Aufstieg erfolgt zunächst durch die Nordostschlucht bis auf rund 2.200 Meter. Hier quert der Weg nach rechts aus der Schlucht hinaus, wir gehen nach links (Osten bzw. Nordosten) auf das meist breite, zwar schottrige aber angenehm zu gehende Götterband. Dieser Abschnitt wird meist als Abstiegsweg für die Klettertouren in der Gamsmutter Nordwand benutzt und ist dementsprechend „ausgetreten“.
Nach knapp zehn Minuten gelangt man zu einem Steinmann, welcher den Ausstieg aus der Deye-Peters Klettertour markiert. Von hier können wir die ersten Blicke auf den weiteren Wegverlauf am Götterband erhaschen. Der Charakter ändert sich nun nach einigen Metern schlagartig – düsteres, feuchtes und ausgesetztes Nordwandfeeling kommt auf! Das Band wird ab hier zwar schmäler aber lässt sich gut begehen. Einzig der schottrige Untergrund erfordert Trittsicherheit. Julius Kugy empfand dies seinerzeit etwas positiver als wie die meisten von uns heute: „Gewöhnlich aber liegt feiner, blendenweißer Kies über dem Bande, wie auf einem richtigen, wohlgepflegten Parkweg. Das knistert und knirscht unter unseren Tritten“.
Nun gut, also schlendern wir gemütlich dem Parkweg entlang, bis nach einem kurzen Kriechband ein Felsblock den Weiterweg versperrt. Die von den Italienern als „Passo Kulterer“ bezeichnete Stelle, die auch vom Tal sichtbar ist, kann durchaus als exponiert bezeichnet werden. Ein altes Fixseil hilft hier ungemein. Ohne diesem könnte man den kurzen luftigen Quergang wohl als verwegen bezeichnen.
Nach dieser Stelle wird das Götterband wieder breiter sowie der Charakter heller und freundlicher. Wir queren nun genussvoll die Nordwand der Kaltwasser Gamsmutter (Cima di Riofreddo) bis das Band jäh endet. Es folgen hier zwei nicht allzu schwere Seillängen (max. II+, Stelle III-) bis auf einen Sattel westlich der Kaltwasserscharte, wo wir rund 30 Meter auf den Anita-Goitan Steig abseilen können. Der weitere Abstieg erfolgt über die bekannten Wege über die Corsi Hütte zur Fischbachalm.
Fazit: Für Liebhaber von abenteuerlichen Routen wahrlich ein alpiner Leckerbissen, der technisch kaum schwierig ist – Trittsicherheit und Gewöhnung an große Höhen vorausgesetzt! An den schwierigen Stellen finden sich genügen Haken (alte und neue) zur Absicherung.
GPS Track
Maximale Höhe: 2304 m
Minimale Höhe: 919 m
Gesamtanstieg: 1399 m
Gesamtabstieg: -1209 m