Jôf Moz

Il Paese delle Meraviglie

Jôf Moz (2031m) Il Paese delle Meraviglie

Sonntag, 13. September 2020

In der Montasch Westwand gibt es neben den bekannteren Klassikern wie dem Dognaweg und dem Kugy-Horn Weg auch einige, im deutschsprachigen Raum völlig unbekannte, Kletterrouten. In diesem Bereich findet man meist einen äußerst soliden Felsen vor, was ja in den Julischen Alpen nicht selbstverständlich ist.

Der Jôf Moz besteht aus einem von Ost nach West verlaufenden Felskamm südlich des Val Rotta. Die Via Il Paese delle Meraviglie (Wunderland) verläuft in der Südwand des Jôf Moz.

Zustieg

Wie bei der Via di Dogna starten wir im Dognatal auf rund 1.000 Meter bei der Zacchikapelle, steigen einige Meter am Forstweg zum Torrente Dogna ab, überqueren diesen und folgen dem Forstweg nach Süden (nicht dem Weg 651) für knapp einen Kilometer, bis links der Weg abzweigt. Normalerweise kann man diese Abzweigung nicht verfehlen, da sie mit einigen Reflektoren gekennzeichnet ist. Nun dem Weg in Richtung Clapadorieschlucht folgen, bis man auf einer Höhe von 1.400 Metern in eine Schlucht kommt. Durch das Bachbett steigen wir die Schlucht empor und gelangen so in Kürze zum Schneefeld auf gut 1.500 Metern. Dieser Bereich ist wirklich beeindruckend – es türmen sich auf drei Seiten die steilen Felswände auf und im Kessel ist es aufgrund von Fallwinden und dem Schnee klirrend kalt!

Der Einstieg befindet sich am tiefsten Punkt der Wand, bei uns endet hier auch das Schneefeld. Vom Parkplatz haben wir bis hierher ein wenig über zwei Stunden gebraucht.

Route

Die Schwierigkeiten der Via Il Paese delle Meraviglie sind mit IV (Stellen angeblich V-) überschaubar. Die Absicherung ist allerdings sehr alpin, die Routenführung ist zwar recht logisch aber nicht immer ganz eindeutig. Die Felsqualität im unteren Teil ist sagenhaft, oben immer noch sehr gut, wenn hier auch einige schottrige Passagen dabei sind. Zur Absicherung dienen eine Vielzahl von Sanduhren, im unteren Teil könnte man fast schon von einem „Sanduhrenparadies“ sprechen.

  1. SL: Vom Einstieg gerade hoch über geneigte Felsen bis rund 10 Meter unter einem schwarzen Überhang. Sanduhrenstand. (60m, III)
  2. SL: Hinauf über den schwarzen Überhang, 1 Haken. Danach leicht links. Stand an 3 Sanduhren. (60 m, IV und III)
  3. SL: Gerade hinauf, bzw. leicht nach links auf ein breites Band. Überhänge scheinen den Weiterweg zu versperren. Am Band nach links bis zu einem Steinmann. Stand bei einer Sanduhr am ebenen Boden. (60 m, III)
  4. SL: Links des gelben Überhanges steil hinauf, 1 Haken. Danch über leichteren, gut gestuften Fels bis auf ein Band. Nach links zum Gras, Stand bei der Latsche. (50m, IV und III)
  5. SL: Man erkennt nun schon die schwarzen Felsen der 6. und 7. Seillänge. Leicht nach rechts zu diesen aufsteigen. Stand bei einer Sanduhr oberhalb einer kleinen Terasse mit Latschen bzw. weiter rechts darüber 1 Haken. (40-50m, III-IV)
  6. SL: Über die sagenhaft griffigen und steilen Felsen gerade empor. Stand am Köpfl, bzw. an einem Haken. (50m, IV+ bzw. V-)
  7. SL: Die wohl schönste Seillänge der Route. Äußerst genussvoll weiter über die schwarzen Felsen, vorbei an einer Unzahl an Sanduhren auf eine kleine Terasse. Hier enden die schwarzen Felsen. Stand an der Latsche. (60m, IV)
  8. SL: Gerade hinauf über gestufte Felsen bis auf eine Schotterterasse kurz vor einem Kamin. Köpflstand. (60m, III+ und IV).
  9. SL: Durch den Kamin hinauf (III+), danach sehr mühsam durch Latschen und über Geröll leicht nach links in eine Scharte. (100m)

Vom Ausstieg muss man nun nach rechts (Richtung Osten) den gesamten Kamm des Jôf Moz überschreiten. Dafür stets am Kamm bzw. leicht darunter über einige Bänder, teils exponiert, immer dem leichtesten Weg folgend gehen bzw. klettern. So gelangt man in 15-20 Minuten zum eigentlichen Gipfel des Jôf Moz. Dieser ähnelt einem „Doppelturm“ und kann fakultativ erstiegen werden. (20 Meter IV und V-)

Kletterdauer ca. 6 Stunden.

Abstieg

Nach der schönen Kletterei folgt nun wohl der schwierigste Teil der Tour: Der Abstieg entlang dem unteren Teil des Kugy-Horn Weges. Man folgt dem Steig nach links (Richtung Norden) um auf das Walhalla Band zu gelangen. Dieses exponiert aber unschwierig traversieren, danach ein kurzer Aufschwung westlich des Torre Amalia (II-III). Sobald man auf die Nordseite des Turms gelangt (Steinmann auf der Kante) einige Meter bis zu einem ausgeprägten Schluchtkamin. Diesen absteigen oder 60 Meter abseilen (III), danach über einfacheres (II bis III) aber sehr schottriges und brüchiges Gelände hinunter. Die letzten Meter sind nochmals steiler, hier wieder vorsichtig abklettern (III) oder abseilen in die Scharte zwischen Torre Amalia und Torre Carnizza.

Die Schlucht nach Osten in Richtung Saisera absteigen bis zum Wanderweg. Aufstieg in die Sella Foran de la Grave (CAI652) und westseitig der Scharte Abstieg zum Auto. 4 bis 5 Stunden oder auch länger.

Fazit

Eine wunderbare alpine Kletterei auf fantastischen Felsen in einem wilden Gegend. Die Tour hätte alles um zum Klassiker zu werden, wenn nicht der der lange und fordernde Abstieg wäre…

Ein Übersichtsbild von QuartoGrado findet man hier.

GPS Track

Gesamtstrecke: 12317 m
Maximale Höhe: 2034 m
Minimale Höhe: 998 m
Gesamtanstieg: 1298 m
Gesamtabstieg: -1326 m

Galerie