Monte Bucher Piccolo (2023m)
Samstag, 5. Oktober 2019
Der Monte Bucher Piccolo – die Bucherspitze – in den westlichen Julischen Alpen ist trotz seiner markanten Form kaum bekannt. Der Felsnadel beherrscht jedoch nicht nur das Römertal (Val Romana) sondern ist auch von Staatsstraße 13 zwischen Coccau und dem östlichen Tarvis gut zu erkennen. Da auf den Monte Bucher Piccolo kein markierter Weg führt und auch das Gelände nicht ganz unanspruchvoll ist, halten sich die Besteigungen in Grenzen.
Nachdem wir sämtliche Berichte im Internet – nämlich alle 3 (in Worten: drei) studiert hatten, haben wir uns entschlossen nicht nur den Aufstieg über den Nordgrat, sondern gleich die komplette Überschreitung des Monte Bucher Piccolo zu wagen. Und wir wurden reichlich belohnt! Die abwechslungsreiche Landschaft sowie die leichte Kletterei im Gipfelbereich waren ein Hochgenuss. Auch war die Wegfindung deutlich einfacher als angenommen und die Latschenabschnitte ließen sich recht gut überwinden. Aber alles der Reihe nach…
Zustieg
Vom Parkplatz am Ende des Römertales kurz vor Nesseltal (Ortigara) folgen wir dem Weg CAI511 zunächst durch das breite, flache Bachbett und danach ansteigend in Richtung Moritschalpe. Genau auf 1.460 Metern kann man rechts im Wald bereits das Dach einer kleinen Hütte erkennen. Auch schwache Steigspuren können wir hier ausmachen. Da wir jedoch der Meinung waren, dass zur Hütte ein eindeutigerer Weg führen sollte, sind wir noch weiter aufgestiegen und mussten bald feststellen, dass dem nicht so ist. Mit ein wenig Absteigen und Queren war die kleine Hütte jedoch gleich erreicht. In der Hütte fanden wir zwar eine alte Karte, der weitere Wegverlauf ist hier aber nicht eingezeichnet. Ein schöner Steig führt jedoch von der Hütte in Richtung Monte Bucher Piccolo und queren wir gut 500 Meter in gleichbleibender Höhe nach Westen.
Aufstieg
Es gilt nun vom Bereich der Kote 1533 in die Nähe der Kote 1752 zu kommen. Nach genauem Studium des Geländes konnten wir die „Idealline“ ausmachen und sind dieser bis zur markanten Lärche auf der oberen Geländekante gefolgt. Dieser Bereich ist für den durchschnittlichen Genusswanderer sicher kein Zuckerschlecken, wir wurden jedoch positiv überrascht wie (relativ) leicht man dieses abweisend wirkende Gelände überwinden kann. Hier gilt es einige Kletterstellen (bis II), extrem steile Graspassagen und viele Latschen geschickt zu überwinden. Bei der markanten Lärche stießen wir auch auf einige abgesägte Latschen, eine willkommene Orientierungshilfe!
Nach dieser Steilstufe wird das Gelände wieder flacher. Es gilt einen Latschengürtel nach leicht links zu überwinden um in eine breite Schotterrinne zu gelangen. Diese wird im Geröll bzw. Schotter bis zu deren Ende verfolgt. Hier weisen wieder einige abgeschnitte Latschen den Weg nach links. Nach wenigen Metern folgt eine weitere Rinne, welche teils geröllig, teils felsig bis auf den eigentlichen Nordgrat durchstiegen wird.
Ab hier ist die Orientierung eindeutig. Dem Nordgrat folgen wir nun bis auf den Gipfel. Nur eine kurze, exponierte Stelle (III-) erfordert erhöhte Aufmerksamkeit. Der Rest ist meist Gehgelände bzw. leichte Kletterei (I und II). Die Schlüsselstelle selbst ist recht kompakt, die sonstige Felsqualität des Nordgrates ist nicht immer ganz so solide.
Den Gipfel ziert ein großer Steinmann und bietet dieser ein schönes Panorama, wobei uns speziell die komplett unbekannte Breitkofelgruppe mit ihren Schluchten fasziniert.
Aufstieg zum Nordgrat
Abstieg
Es ist natürlich möglich entlang dem Nordgrat wieder abzusteigen. Wir haben jedoch gehört, dass eine Überschreitung der Bucherspitze und somit ein Abstieg entlang dem „Normalweg“ im Süden des Gipfels möglich sein soll.
Hierfür folgt man vom Gipfel in Richtung Süden und gelangt schon nach wenigen Metern zu einem Felszacken den es, sehr exponiert, zu überschreiten gilt. Es gibt hier sogar eine „Abseilstelle“ mit einer recht neuen Reepschnur. Wir entscheiden uns aber die kurze Stelle (III) abzuklettern. Über einen zweiten Felssporn gelang man zu geneigten Felsplatten. Auch hier gibt es wieder einen „russischen Abseilstand“. Wir klettern auch hier wieder ab (max II, abschüssig). Die geneigten Platten gilt es nun über ein schmales, griffarmes Grasband, auch wieder recht exponiert, zu verlassen.
Ab hier sind die eigentlichen Schwierigkeiten vorbei, wobei es noch ein riesiges Latschenfeld ohne jegliche Steigspuren abzusteigen gilt. Im Abstieg geht das „relativ“ gut, aufsteigen möchte ich hier allerdings nicht… Nach dem Latschenkampf folgt man den Steigspuren entlang der darauf folgenden Bänder um so in den Bereich der Forcella di Rio Bianco zu gelangen. Links (westlich) der Schlucht steigt man dann über Steigspuren zum Weg CAI511 ab. Dieser Steig ist sogar in der Tabaccokarte schwarz gepunktelt eingezeichnet. Über die Wanderwege CAI511 und CAI519 geht’s schließlich zurück zum Ausgangspunkt.
Fazit
Für Liebhaber wilder und unbekannter Touren ist die Überschreitung des Monte Bucher Piccolo sicher ein absolutes Highlight. Der Genusswanderer hingegen kann durchaus zur Verzweiflung getrieben werden.
Der Zeitbedarf für den Aufstieg betrug rund 4 Stunden und für den Abstieg 3 Stunden.
Noch eine abschließende Bemerkung zur Tabacco Karte. In alten Ausgaben ist der Gipfel als Monte Bucher Grande (2023m) und die Kote 1752 als Monte Bucher Piccolo eingezeichnet. Das ist natürlich falsch und darf man sich hierdurch nicht verwirren lassen.
Abstieg
GPS Track
Maximale Höhe: 2028 m
Minimale Höhe: 904 m
Gesamtanstieg: 1145 m
Gesamtabstieg: -1135 m