Die Via delle Doline (oder auch Südschlucht) auf den Monte Cimone führte uns in einen der entlegensten Winkel der Julischen Alpen. Selbst dem großen Kenner der Julischen Alpen, Dr. Karl Pallasmann, konnten wir beim Tourenabschluss im Gasthaus Al Lepre noch was Neues erzählen … Lieber Karl, das ist wahrlich eine Tour nach deinem Geschmack!
Von der Malga Montasio folgen wir zunächst dem Weg CAI 621 (Via Alta), welcher duch das Waldbrandgebiet von 2013 führt. Durch eine teils bizzare Waldlandschaft gelangen wir nach gut 1,5 Stunden zur Abzweigung mit dem Weg CAI 641. Von nun an geht’s weglos in fast gleichbleibender Höhe über Schrofen und Gras nach Westen. Wir steuern eine markante Scharte an. Um zu dieser zu gelangen müssen jedoch extrem steile Wiesenhänge gequert werden. Der Pickel hat sich als ideales Fortbewegungsmittel bewährt. Wehe dem, der diese Tour bei Nässe geht…
Eigentlich recht logisch, aber stets weglos, gelangen wir zur erwähnten Scharte. Auf der Rückseite nun 50 Meter absteigen und – ja wieder mal – steile Wiesen queren bis man die Schlucht vor Augen hat. In dieser angelangt wird es endlich felsig und klettern wir genussvoll empor (max. II). Nach kurzer Zeit erreichen wir auch schon die Schlüsselstelle, ein 30 Meter recht glatter, aber gut zu kletternder Aufschwung mit einem Quergang. (III, 2 Haken)
Die beiden Haken sind aber dann auch schon die einzigen Spuren der Zivilisation in der gesamten Route. Nicht mal auf Steinmänner stoßt man, wobei eigentlich geht es ja immer sehr logisch rauf. Im Mittelteil leitet die Schlucht leicht nach links und wird zu einer Art Rampe. Stets unschwierig geht es im leichten Felsen, Gras und Schrofengelände unter der der Südwand bis zur markanten, schneegefüllten Doline, die der Route wohl ihren Namen gegeben hat.
Der Ausstieg aus der Rinne, die Forcella delle Doline (2230 Meter) ist bald erreicht. Nun führt der Weiterweg auf der Nordseite über ein Band und eine Rinne auf den Jôf di Goliz (2288 Meter). Die Schneelage hat diesem Abschnitt noch die rechte Würze verliehen. Interessant auch, dass dieser Bereich bereits „gespurt“ war – allerdings nicht von Menschen sondern von den Steinböcken. Diese nutzen diesen Durchschlupf auf den felsigen Jôf di Goliz offensichtlich auch.
Vom Jôf di Goliz folgen wir schließlich der Gratschneide bzw. leicht südlich davon über Schrofen und steiles Gras, teils ein wenig exponiert zum Gipel des Monte Cimone. Über das feine Bivacco Torso und den Klettersteig geht es dann wieder zurück zum Parkplatz und zum eingangs erwähnten Gasthaus.
Fazit: Wieder mal eine einsame Tour in einem einmaligen Ambiente, bei welcher die alpinistischen Anforderung weiter höher sind als die klettertechnischen. Einen Fehltritt kann man sich über weite Strecken nicht erlauben. Zeitbedarf: 3 Stunden zum Einstieg in der Schlucht und nochmals ca. 3 Stunden auf den Gipfel.
GPS Track
Maximale Höhe: 2421 m
Minimale Höhe: 1523 m
Gesamtanstieg: 981 m
Gesamtabstieg: -942 m